Mimmo Locasciulli "Piano Piano" ****
Klingende Künstlerfreundschaften: In der Szene der Cantautori,
Italiens liedernder Intelligenzija, der er seit den frühen Siebzigerjahren
angehört, heisst Mimmo Locasciulli nur "Dottore": Er arbeitet
als Arzt am Römer Spital Santo Spirito. Schafft daneben jedoch Canzoni,
die jene der "professionellen" Kollegen an Poesie und Musikalität
übertreffen. Ein dichtender Sänger unter singenden Dichtern, unvermindert
engagiert: Mit einem alten abruzzischen Freiheitslied singt er gegen "das
Regime Berlusconi" an, wie er es nennt. Endlich hat Locasciulli nun eine
Platte gemacht, die wie seine besten Konzerte klingt: akustisch, leise, auf
Stimme, Klavier und Kontrabass reduziert, mit maximaler Intensität. Am
Bass wie stets Tom Waits' famoser Weggefährte Greg Cohen. Ohnehin dokumentiert
"Piano Piano" Künstlerfreundschaften: Francesco De Gregori
wirkte mit, der Rock-Chansonnier Enrico Ruggeri, die Folk-Chanteuse Andrea
Mirò. Und Büne Huber singt mit Locasciulli die italienische Version
seines eigenen "Hotelsongs". Der Sänger von Patent Ochsner
verpasste zwar wegen Grippe die Plattentaufe in Rom - nun aber geht er mit
Cohen und Locasciulli auf Schweizer Tournee. (bf)
Label: RecRec
FACTS, Nr. 06, 2004